Die Geschichte des Almkanales

9.JH. Beginn

 

 

 


1127 erster Plan




1136 bis 1143
erster Stollen






1286 Durchstichkanal zur Königsseeache


Mitte des 14. JH.
zweiter Stollen


Mühlen, Gewerbe, Pumpwerk, Wasser für Brunnen








vier Teilarme in der Innenstadt, auch als Unratkanal verwendet







16. bis ins 19. Lebensader








1803 Übernahme durch den Staat







1937 Wassergenossen-schaft Stiftsarm






1979 Generalsanierung











5.500 Liter Wasser pro Sekunde, 12 km lang, 6 km Nebenarme





6 Teiche mit Wasser gespeist





Spazier- und Radfahrweg




Führungen während der Almabkehr

Das älteste Teilstück des Almkanalnetzes dürfte schon im 9. Jahrhundert mit der Verlegung des Riedenburgbaches, dem heutigen Müllnerarm an den nördlichen Fuß des Mönchsberges entstanden sein. An diesem künstlich angelegten Gerinne wurden die ersten Mühlen betrieben, die dem ältesten Vorort der Stadt den Namen Mülln gaben.

Die unzureichende Wasserversorgung für die Felder und Gärten im inneren Stadtbereich, die ungeschützte Lage der Müllner Mühlen, und wahrscheinlich auch der Stadtbrand von 1127 ließen den einzigartigen Plan zum Bau eines Wasserleitungsstollens durch den natürlichen Schutzwall der Stadtberge entstehen. An der schmalsten Stelle zwischen Festungsberg und Mönchsberg ließen die beiden Bauherren Domkapitel und Stift St. Peter unter Erzbischof Konrad I. in den Jahren 1136 bis 1143 den 400 m langen Stollen ( Stiftsarmstollen ) durch den Berg schlagen.

Um ausreichend Wasser für die am Stollenausgang errichteten Mühlen herbeizuleiten, wurde bis 1160 der hölzerne Zuleitungskanal durch das Leopoldskroner Moor bis zum Rosittenbach verlängert. Überschüssiges Wasser wurde vor dem Stollen zum Riedenburgbach und somit zu den Mühlen in Mülln abgeleitet. An dieser Wasserteilung entstand später die Pulvermühle in Leopoldskron. Mit der Genehmigung zum Bau eines 5 km langen Durchstichkanales vom Rosittenbach durch den Wald von Kattenau ( Gartenau ) bis zur Königseeache oder Alm ermöglichte Kuno von Gutrat 1286 eine neuerliche, für die weitere Stadtentwicklung entscheidende Aufbesserung der Wasserführung.Denn bereits Mitte des 14. Jahrhunderts, also 400 Jahre vor Bau des Neutores schlugen die Bürger der Stadt mit Genehmigung des Erzbischofes Friedrich III. einen zweiten Wasserleitungsstollen durch den Mönchsberg.

Sie leiteten über den Riedenburg-Arm nördlich des Rainberges Wasser für das Bürgerspital aus dem Müllnerarm ab. Nahe am Stollenausgang nutzten Mühlen, Schleifereien, Walken, Schmieden und Sägen die Wasserkraft, und es entstand ein Zentrum des städtischen Gewerbes.

Das 1548 erbaute Städtische Brunnhaus, ein mit Almwasser betriebenes Grundwasserpumpwerk versorgte einen Großteil der Stadthäuser.

Zusätzlich lieferten vom Stiftsarmstollen ausgehende hölzerne Almbrunnleitungen an über 80 Ausläufen Wasser für Brunnen, Waschhäuser, Bäder, Pferdeschwemmen und Fischkalter.

Das 1664 am Südhang des Festungsberges errichtetete Wasserhebewerk des Erzbischöflichen Brunnhauses förderte mit hohem Druck Wasser für die Fontäne des Residenzbrunnens und für die höhergelegenen Häuser im Kaiviertel.

In vier Teilarme aufgefächert durchzieht der Stiftsarm die Innenstadt und diente neben dem Antrieb der Mühlen und Werke auch als Unratkanal. Darüber hinaus konnten die von Erzbischof Wolf Dietrich am Gries angesiedelten städtischen Fleischbänke durch Aufstau des Almwassers überflutet werden. So wurden die Abfälle bis Ende des 19. Jahrhunderts auf kürzestem Weg in die Salzach gespült und der Ausbruch von Seuchen erschwert.

Neben St.Peter und dem Domkapitel übernahm die Erzbischöfliche Kammer ab 1566 als dritter "Almherr" ein Drittel der Erhaltungskosten des Kanalsystemes, denn die groß ange-legten Fischteiche Leopoldskroner Weiher und Glanegger Geiselweiher und der Ausbau neuer Wasserleitungen hatten zu einem erheblichen Anwachsen des Wasserbedarfes und des Instandhaltungsaufwandes geführt.

Vom 16. bis ins 19. Jahrhundert entwickelte sich der Almkanal zur Lebensader für Gewerbe und Industrie inner- und außerhalb der Stadt. Der Köckablaß lieferte zusätzliches Triebwasser für die Mühlen am Hellbrunnerbach. Über den Kreuzbrücklbach und den Ganshofbach wurde die Wasserführung von Glan und Glanmühlbach aufgebessert.

Mühlen, Sägen, Walken, Schleifereien, Polierwerke, Schmieden, Hammerwerke, Wasserpumpwerke, Bleiweiß- und Lederfabriken, Gewürz- und Lehmstampfe, Pulverfabriken, Malzmühlen, Brauereien und Feigenkaffeefabriken wurden betrieben, zahlreiche Teiche für die Eisgewinnung wurden angelegt. Grödig war das Zentrum der Eisenverarbeitung und der Zementindustrie.

Mit der Säkularisierung 1803 übernahm der Staat von den drei kirchlichen Almherrnhöfen auch die Verwaltung des Kanalsystemes. Zur wirtschaftlichen Blütezeit des Almkanales wurden Ende des 19. Jahrhunderts vom K. u. K.- Aerar 63 Werke mit einer Gesamtleistung von nahezu 2000 PS und 353 sonstige Wasserrechte registriert.


Die beiden Weltkriege und die darauf folgenden Wirtschaftskrisen, aber auch der Ausbau des Stromnetzes führten zur Stillegung vieler Anlagen und zum fortschreitenden Verfall des Kanalsystemes.

1937 zog sich der Staat als Almkanalbetreiber zurück und bestimmte mit einem speziellen Bundesgesetz die Wasserwerksgenossenschaft Almhauptkanal, die Wasserwerksgenossenschaft Stiftsarm und die Stadt Salzburg für den Neutorarm zu neuen Erhaltungsträgern. Mit der technischen Leitung des Gesamtsystemes wurde ein "Almmeister" betraut.

Nach dem zweiten Weltkrieg konnte der langsame Verfall des Kanalsystemes auch durch diese Konstellation nicht entscheidend aufgehalten werden.

Kurz vor einer endgültigen Auflassung und der drohenden Zuschüttung der Kanäle fiel 1979 die Entscheidung für eine mit öffentlichen Mitteln geförderte Generalsanierung. In den vergangenen 18 Jahren wurden rund 60 Millionen Schilling investiert.

So konnte glücklicherweise der Fortbestand des Salzburger Almkanales, einem in Mitteleuropa einzigartigen Kulturdenkmal historischer Wasserbaukunst, gesichert werden.


Der Almkanal heute


Derzeit nutzen 14 Kraftwerke, darunter das Eichetwerk als ältestes Wasserkraftwerk Salzburgs, das Kraftwerk Pulvermühle der Stieglbrauerei und das städtische Notstromaggregat die Energie des Almkanales.

Im Normalbetrieb fließen 5.500 Liter Wasser pro Sekunde von der Königseeache durch den 12 km langen Almhauptkanal und die 6 km langen Nebenarme zur Salzach.

Die Höhendifferenz zwischen dem Einlauf an der Königseeache in Hangendenstein und den Ausmündungen an der Salzach beträgt rund 46 m.

Zahlreiche Nutzwasser-, Kühl- und Klimaanlagen darunter die von Festspielhaus und Augustinerbräu nutzen das reichliche Wasserdargebot. Sechs Teiche mit einer Fläche von 130.000 m² werden gespeist.

In den südlichen Stadtteilen wird die “Alm” als landschaftsprägendes Element von großem Erholungswert geschätzt. Einige Abschnitte in Leopoldskron, Gneis und Morzg stehen unter Landschaftsschutz. Die meist von alten Kopfweiden begleiteten Uferwege dienen sowohl als beliebte Spazierwege als auch als direkte, autofreie Verkehrsachse für Radfahrer.

Nach wie vor großteils im Verborgenen fließt das unter- irdische, unter Denkmalschutz stehende Stiftsarmsystem durch die innere Altstadt. Verschiedene Anläufe zur Öffnung einiger Gerinneabschnitte sind bis auf eine Brunnengestaltung am Universitätsplatz bisher leider erfolglos geblieben. Dennoch hat das Interesse am Stiftsarm in den letzten Jahren stark zugenommen, seit zur Zeit der dreiwöchigen Almkanalabkehr Führungen durch den eindrucksvollen Stollen angeboten werden.


Der mittlerweile neunhundertjährige Bestand zeugt in eindrucksvoller Weise von der Bedeutung des fließenden Wassers im städtischen Bereich und von der Qualität dieses Bauwerkes.